Chewsuretien Chewsuretien ist eine landschaftlich wilde Region im Norden Georgiens, mit zahlreichen Wehrtürmen, Wehrdörfer, wilden Flüssen, steilen Felsenberge, tollen Bergseen und viele Wanderrouten. Chewsuretien ist auch ein schwer zugängliches Gebiet, sein Verwaltungszentrum liegt in 150 Kilometer von Tbilissi entfernt, aber man braucht mit einem guten Geländeauto etwa 5 Stunden, um dort hinzukommen und das auch nur im Sommer, denn die Straße im Winter ist gesperrt. Nichtsdestotrotz ist Chewsuretien Zeit und Aufwand Wert, vor allem das Wehrdorf Schatili und Mutso, sowie die Bergseen von Abudelauri gehören zu den Highlights von Georgien. Allgemeine Info Fläche: 1.036 km2 Der Name Ihren Namen verdankt die Region der gebirgigen Geographie mit steilen Hängen und tiefe Schluchten, denn „Chewi“ auf Georgisch heißt Schlucht und der Name Chewsureti heißt so viel wie „Land der Schluchten. Mit diesem Namen wurde die Region aber erst Ende des 15. Jahrhunderts erwähnt. Geschichtlicher Überblick Das Gebiet von heutigen Chewsuretien war schon in der Bronzezeit besiedelt, dafür zeugen auch zahlreiche archäologische Funde. Die Bewohner der Region galten als ein kämpferisches und freiheitsliebendes Volk und schon im 1. Jhd. v.Chr. haben sie aufmerksam auch sich gemacht. Als der römische Feldherr, Pompeius Teile Ostgeorgiens einnahm, versuchte er in den Norden des Landes vorzudringen, aber die Bewohner von Chewsuretien und Pschawi, damals bekannt als „Pchowi“ haben es nicht zugelassen. Nächste Schriftliche Erwähnung des Gebietes weiter unter dem Namen „Pchowi“ geht auf das 4. Jahrhundert zurück. In der Zeit hatte Georgien Christliche Religion als offizielle Staatsreligion anerkannt und georgische Könige versuchten auch Bergregionen des Landes zu bekehren, aber es war nicht so leicht Menschen in Bergen von der neuen Religion zu überzeugen, weshalb sehr viele aus Pchowi in benachbarte Regionen, vor allem nach Tuschetien geflohen sind. Georgische Könige waren der wichtigen Rolle der Bewohner von Chewsuretien, als Grenzsoldaten des Landes bewusst und haben immer versucht mit ihnen ein gutes Verhältnis zu haben, es ist meist gelungen, aber war nicht immer möglich. In diesem Sinne wurden sie auch von den Steuern Großteils befreit und waren direkt dem König unterstellt. Die Bewohner der Grenzgebiete waren aber nicht nur für das Überwachen der Grenze zuständig, sondern haben auch, wenn es nötig war die Truppen für die Könige zur Verfügung gestellt. Harmonische Beziehung zwischen der Königliche Familie und der Bergbewohner hat Anfang der 13. Jahrhunderts während der Regierungszeit von Königin Tamara gelitten, als die Bewohner von Pchowi einen Aufstand gegen eigene Regierung unternahmen. Den Feldheeren von Königin Tamara, hat drei Monaten gebraucht um die Aufständische wieder zu besinnen. Die Spaltung von historischen Pchowi in zwei unterschiedliche Regionen, Pschawi und Chewsuretien müsste aus dieser Zeit stammen, aber der Name Chewsuretien taucht in den georgischen Quellen erst im 15. Jhd. auf, nachdem Georgien in drei unterschiedliche Königreiche zerfiel und das Gebiet von Chewsuretien im Königreich von Kachetien eingegliedert wurde. In den nächsten Jahrhunderten war Chewsuretien ein wichtiger Stützpunkt für Ostgeorgische Könige, vor allem während der Regierungszeit von Irakli II. Nachdem der König sich mit den Chewsuren verbrüderte und als Zeichen der Guten Wille 50 lokale Kinder persönlich taufte, hat er die Herzen der Bergbewohner für immer gewonnen und sie waren auch immer auf der Königlichen Seite, wenn er sie gebraucht hat. Besonders tapfer haben die Chewsuren mit dem König Irakli zusammen, bei den Schlachten von Aspindsa im 1770 und Krzanissi im 1795 gekämpft. Nach Annektierung Georgiens durch Russland im 1801, haben Chewsuren mit dem Prinzen Alexander, Sohn vom verstorbenen König Irakli der II. mehrmals gegen Russische Truppen rebelliert, aber im Unterzahl liegende Chewsuren wurden endgültig im 1830 besiegt. Die Bewohner von Chewsuretien konnten sich auch mit der Sowjetregime und vor allem Zwangskollektivierung nicht gewöhnen und haben sich öfters rebelliert, weshalb Sowjetregime eine „Planmäßige Umsiedlung“ im Jahr 1953 in der Region durchgeführt hat und dadurch wurden die meisten Ortschaften Chewsuretiens gelehrt. Interessant zu wissen ist, dass man mit dem Bau der Straßen in Chewsuretien erst im 1930 angefangen hat und das erste Auto hat die Region am 25. November 1934 erreicht. Es war auch geplant, dass die Straße weiter in Richtung Tschetschenien weitergeht, aber das Projekt wurde nie realisiert. Seit den 1980er Jahren betreibt die sowjetische, danach die georgische Regierung eine Politik der Steigerung der dauerhaften Bevölkerung in der Region. Es werden auch die ganzen Dörfer saniert und seit 2019 wird die Verbindungstraße über 2677 Meter gelegenen Datwidschwari Pass ausgebaut. Kulturelle und landschaftliche Highlights Chewsuretien ist sehr reich an landschaftlichen und kulturellen Highlights. Es gibt hier einzigartige Wehrdörfer, die an den steilen Hängen gebaut sind und zahlreiche Wehrtürme, die sich in der Form, Baumaterial und auch teilweise in der Funktion von den Wehrtürmen aus Swanetien sehr unterscheiden. Sehr spannend sind auch mit Schieferstein gebaute Gebetsschreine, die auch im 21. Jahrhundert die Aktualität nicht verloren haben und die Sterbehäuser, deren Geschichte auf einem faszinierend und gleichzeitig beängstigend wirken. Die Landschaft ist hier wild, die Berghänge steil und die Pässe überdurchschnittlich hoch, dafür hat man aber faszinierende Berglandschaft, die woanders kaum zu sehen ist. Kulturelle Highlights Landschaft Traditionen und Volksfeste in Chewsuretien Genauso wie in der Nachbarregion Tuschetien, haben sich die Traditionen und Volksfeste in Chewsuretien teilweise verändert und es sind auch neue dazugekommen, nachdem die Bewohner im 20. Jahrhundert im Tal umgesiedelt wurden, aber mehrere, vor allem religiöse Feste haben ihren Charakter nicht verloren und werden im 21. Jahrhundert weitergelebt. 1. Atengenoba, ähnlich wie das Fest Atnigenoba in Tuschetien, findet das Fest in Chewsuretien 100 Tage nach Ostern. Es ist das wichtigste Fest der Region und wird möglichst an jedem Gebetshaus (Dschwari) durchgeführt. Ablauf: 2. Schatiloba – Schatili ist der Verwaltungsort Chewsuretiens und es wird dort jedes Jahr Ende August, oder Anfang September das Volksfest mit traditionellen Tänzen, Gesänge, Wettkämpfe, Pferderennen etc. durchgeführt. Es werden auch Verkaufsstände mit Handgemachten traditionellen Sachen aufgebaut. Schatiloba ist in Georgien sehr populär und extra an dem Tag kommen nach Schatili, neben einfache Bürger oft auch die Regierungschefs. 3. Mtis Festivali – Fest der Berge, findet meist Ende August in verschiedenen Dörfer Chewsuretiens, aber auch in den Ortschaften anderer Regionen statt. Das Fest dient dazu, teilweise leere Dörfer wieder aufzuleben und sie für das ganze Land bekannt zu machen. Dafür werden in den jeweiligen Dörfer Konzerte gestaltet, bekannte Persönlichkeiten eingeladen und Wettkämpfe organisiert. Heiligtümer und allgemeine religiöse Rituale in Chewsuretien Die Bewohner von Chewsuretien, so wie die meisten Georgier sind christlich, aber…. Nach der lokalen Vorstellung und mündlicher Überlieferung war früher die Gebiete von Chewsuretien Großteils mit bösen Geistern bewohnt und Gott schuf zwei Götzenbilder „Kopala“ und „Jakhsari“. Er beauftragte sie diese Gebiete von Bösen Geiste zu befreien und erst nachdem die Arbeit erledigt war, konnten die Menschen im Frieden leben. „Kopala“ und „Jaksari“ mit anderen Götzenbildern zusammen waren für eine lange Zeit sehr wichtigste religiöse Figuren und sind es teilweise immer noch, aber mehrere Jahrhunderte nach Christianisierung Georgiens wurden männliche Götzenbilder mit dem heiligen Georg und die weiblichen Götzenbilder mit Gottesgebärerin Maria ersetzt. Wobei die heidnische Rituale leben weiter und außer den Christlichen Namen und angezündete Kerzen, gibt es an Chewsuretischen traditionellen Gottesdienste wenig Orthodoxes zu erkennen. Beispielsweise wird die Liturgie nach der lokalen Tradition, nicht in der Kirche, sondern an der „Dschwari“ und „Khati“ durchgeführt, das sind etwa zwei Meter große aus Naturstein gebaute Gebetsschreine, die meist mit Steinbockhörne geschmückt werden und oft auch eine kleine Glocke dranhängen. Die Liturgie wird auch nicht von einem Priester abgehalten, sondern von einem Dorfältesten, der vom Dorf gewählt wird. Die Liturgie selbst hat kaum mit den kanonisierten orthodoxen Gottesdiensten etwas zu tun, das ist eher eine Opferbringung in der Form eines Tieres, oder speziell für den Tag zubereiteten Gerichte. Während der Opferbringung wird ein spezielles Gebet für jeweiligen Heiligen ausgesprochen, wem auch der Schrein, Heiligtum etc. geweiht ist. Noch ein wichtiger Faktor, womit lokale Glaube sich mit dem christlichen Glauben unterscheidet ist das Verbot für Frauen, einem Gebetsschrein zu nähern. Das mag zwar für viele Besucher der Region sehr ungewöhnlich klingen, aber als Gast muss man das einfach akzeptieren. Der Glaube, Gebetshäuser und religiöse Riten in Chewsuretien sind sehr ähnlich wie in der Nachbarregion Tuschetien, nur in Chewsuretien sind nicht nur Gebetsschreine selber, sondern auch relativ große Flächen rundum des Schreines ebenfalls heilig, wo nichts angepflanzt, oder gebaut werden darf. Traditionelle Kleidung Chewsuretien ist sehr bekannt für seine besonders dekorativ geschmückte Handgestickte Trachten, genannt „Talawari“. Die sind kürzer, als andere Trachten Georgiens und haben keine Knöpfe. Gestickt sind sie mit traditionellen georgischen und geometrischen Ornamenten, meist Kreuze in unterschiedlicher geflochtener Form. Talawari von Frauen ist zusätzlich mit dekorativer Perle geschmückt. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts haben Chewsuren ihre Nationaltrachten im Alltag getragen, aber heutzutage werden sie nur bei den Festen angezogen. Die Küche Wegen Großteils steilen Berge und tiefe Schluchten gibt es in Chewsuretien, im Vergleich zu anderen Regionen Georgiens, wenig Anbauflächen und weniger Möglichkeit Tierzucht zu betreiben. Das hat auch Einfluss auf die Küche, weshalb die Spezialitäten in Chewsuretien, zwar sehr schmackhaft, aber weniger vielfältig sind, als in vielen anderen Gebieten des Landes. 1. Chewsuruli Khinkali – gefüllte Teigtaschen nach Chewsuretischer Art. Khinkali wird in jeder Bergregion Georgiens gemacht, aber jeder macht es ein wenig anders. In Chewsuretien werden die Teigtaschen außer Fleisch, auch mit Käse, Quark, oder Kartoffeln gefüllt. 1. Khavitsi – Schmäckt ähnlich wie Fondue und wird auch in Tuschetien, sowie in anderen Bergregionen Georgiens zubereitet. Es ist eine erhitzte, flüssige Mischung von Quarkähnlichen Hartkäse, Butterschmalz und Salz. Als alkoholische Getränke sind in der Region das hausgemachte Bier und Früchtenschnaps verbreitet. Wanderrouten in Chewsuretien Es gibt in Chewsuretien zahlreiche Wanderrouten, die meisten von denen werden aber nicht als leicht, sondern eher als mittelschwer bis sehr schwer eingestuft. Wenn man aber körperlich gut vorbereitet ist und entsprechende Bekleidung mit entsprechender Ausrüstung dabeihat, ist alles weniger kompliziert. Das Schönste bei den Wanderungen in Chewsuretien ist, dass man meist relativ hoch, am Kamm entlangwandert und man hat dementsprechend sehr schöne Aussichte. Hier sind einige besonders attraktive Wanderrouten von Chewsuretien: 1. Von Roschka über Abudelaueri Seen und Tschauchi Pass nach Dschuta (Tageswanderung) Anfahrt nach Chewsuretien Der Bus nach Chewsuretien fährt 2-mal in der Woche, mittwochs und samstags um 9 Uhr aus Tbilisi, vom Busbahnhof Didube in Richtung Schatili. Die Fahrt nach Schatili dauert ca. 5 Stunden und kostet 30 Lari pro Person. (Stand 2023). Auf folgende Reise besuchen Sie Chewsuretien: ab 990 EUR |