Uplisziche – älteste Höhlenstadt Georgiens  

Uplisziche ist die älteste der drei Höhlenstädte Georgiens, gefolgt von Dawit Garedscha und Wardzia. Die Stadt ist auch gleichzeitig der einzige gut erhaltene antike Baukomplex in Georgien. Schon im 3. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung wurden die ersten Höhlen in Uplisziche in den Felsen gehauen und die Siedlung entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einer historisch und kulturell wichtigen Stadt. Zu ihren Glanzzeiten verfügte die Stadt unter anderem über gut ausgebaute Straßen, ein Wasserversorgungssystem, Abwasserkanäle, Märkte, ein Amphitheater, Paläste und eine Stadtmauer. #

Der Name

Uplis-Ziche heißt wortwörtlich „Festung Gottes, oder Festung des Herrn“.

Da Uplisziche schon weit in vorchristlicher Zeit existiert hat, geht man davon aus, dass mit Gott, oder Herrn, der mächtige und einflussreiche Stammesführer der Volksgruppe gemeint war, der damals Uplisziche und die umliegenden Gebiete kontrollierte.

Geschichte von Uplisziche

Schon im 2. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung wurden die Höhlen von Uplisziche von einem starken Volkstamm als Wohn- und Schutzraum benutzt. Der Stamm hat die Höhlenanlage vergrößert und im Laufe der Zeit auch die umliegenden Siedlungen unter seine Kontrolle gebracht.

Schon im 6. Jhd. vor unserer Zeitrechnung wurde Uplisziche zu einem politisch, wirtschaftlich und kulturell wichtigen Zentrum der Region. Für mehrere Jahrzehnte hat Uplisziche auch als Sitz der Könige gedient. Hier war gleichzeitig das religiöse Zentrum für vorchristliche Georgier sowie für Pilgerer aus anderen Regionen und Nachbarländern, die nach Uplisziche kamen, um die Götzenbilder dort zu verehren.

Die Stadt hat einen Teil ihrer Bedeutung eingebüsst, als das Christentum im 4. Jhd. zur offiziellen Staatsreligion Georgiens erhoben wurde. Sie blieb aber weiterhin eine stark befestigte Verteidigungsanlage des Landes und diente ab dem 8. Jhd. als wichtiger Stützpunkt der georgischen Könige gegen arabische Invasoren.  

Bei inländischen Auseinandersetzungen im 9. und 10. Jhd. hat die Festung von Uplisziche ihren Herrn mehrfach gewechselt. Um die Herrschaft über die Region zu sichern, kämpften hier ostgeorgische Fürsten aus Kachetien gegen die späteren Könige Georgiens – die Bagrationis – und gegen amtierende Könige Armeniens.

Nach der Vereinigung Georgiens zu Ende des 10. Jahrhunderts durch die Bagrationis fiel die Entwicklung und Verteidigung von Uplisziche auf der Prioritätenliste der georgischen Krone zurück. Die mongolischen Invasionen zum Ende des 13. Jahrhunderts führten schließlich zum Verfall der Stadt und ihres militärischen Stützpunktes.  Wichtig zu erwähnen ist, dass die Mongolen die ersten ausländischen Invasoren waren, die es geschafft haben, Uplisziche einzunehmen.  

Im 14. Jhd. hat der georgische König Giorgi V. Uplisziche wiederaufgebaut, aber schon im gleichen Jahrhundert fiel der zentralasiatische Eroberer Temur Leng mehrmals in Georgien ein und zerstörte sowohl Uplisziche, als auch die restlichen Teile des Landes. Im 15. Jahrhundert, nach zentralasiatischen und osmanischen Invasionen, zerfiel Georgien in mehrere Fürstentümer und Uplisziche verlor seine Funktion als Wehranlage. Die einst prachtvolle Stadt war von nun an  nur vereinzelt besiedelt und diente den umliegenden Bewohnern als Zufluchtsort bei Überfällen.  

Die letzten Bewohner haben die Höhlenstadt Ende des 18. Jahrhunderts verlassen.

1920 gab es in der Gegend von Uplisziche ein starkes Erdbeben, bei dem mehrere Höhlen eingestürzt sind.   

Im 20. Jahrhundert wurde die Höhlenstadt zu einem Museum erklärt. Die Höhlenstadt empfängt bis heute Besucher und steht mittlerweile unter Denkmalschutz.

Uplisziche wurde 1993 für die Liste des UNESCO-Welterbes angemeldet und wird seit 2004 als Kulturdenkmal mit Mitteln eines Kulturerbe-Projekts der Weltbank und der georgischen Regierung restauriert.

Architektur und Baukomplex       

Die Höhlenstadt Uplisziche erstreckt sich auf insgesamt 9,5 Hektar und bot Wohnplatz für ca. 5.000 Menschen. In der Antike gab es hier 700 Räume, wovon heute nur noch 150 erhalten sind.

Die Höhlenstadt besteht aus 3 Teilen: dem südlichen, nördlichen und zentralen Teil.

Der Südliche Teil

Die Bewohner hier haben in einfachen, kleinen Höhlen gelebt. Sie waren zumeist Sklaven, die Feldarbeit verrichteten oder weitere Räume in den Felsen geschlagen bzw. vorhandene Höhlen vergrößert und renoviert haben. Ihre Aufgabe war es auch, im Belagerungs-Fall die Stadt zu verteidigen.

Der Nördliche Teil

Hier haben einfache Menschen gelebt, teilweise auch Sklaven oder den Götzenbildern lebendig geopferte Menschen, deren Hauptaufgabe es war, den Herren der Tempel zu dienen. Sie halfen bei der Durchführung der religiösen Rituale und kümmerten sich um die Tempelhäuser. 

Der zentrale Teil

Hier haben die wohlhabenden Einwohner gelebt. Die Priester, Hohenpriester und deren Familien bewohnten große Räumlichkeiten auf der höchsten Stelle der Anlage, mit einem guten natürlichen Schutz durch die steilen Felsenwände.

Die drei Teile der Stadt sind mit in den Felsen geschlagenen, langen und breiten Rillen voneinander getrennt.

Gebetshäuser und Götzenbilder von Uplisziche

In Uplisziche wurden mehrere Götter verehrt. Die wichtigsten davon waren der Gott der Erde, der Gott der unterirdischen Welt, der Gott der Sonne und der Gott des Wassers.
Jedes Götzenbild hatte einen eigenen Tempel, der jeweils von eigenen Priestern und einem Hohenpriester betreut wurde.

Wie war die Stadt von Invasoren geschützt

Die Stadt hatte durch die steilen Felsen im Westen und Süden und durch den Fluss Kura im Süden einen bedeutenden natürlichen Schutz.
Im Norden und Osten wurde zusätzlich eine zehn Meter hohe und 2,5 Meter breite Felswand in das Gestein geschlagen, die auf ihren 150 Metern Länge und ergänzt durch Wehrmauern und Wehrtürme die Stadt vollends abschirmte.

Architektur

Die Bauzeit und Architektur der Höhlenstadt Uplisziche wird grob in zwei Epochen unterteilt: in die vorchristliche bzw. antike und die nachchristliche Zeit.

Die Architektur aus der vorchristlichen Zeit wurde sehr filigran und mit viel Aufwand gearbeitet. Dabei wurden typische Ornamente in den Stein gehauen wie Kapitel, Pilaster und Kassettendecke Wohnräume haben nur einen Stock und sind nicht auf unterschiedliche Etagen verteilt.

Die Räume aus der nachchristlichen Zeit sind grob bearbeitet. An den Wänden sind die Spuren der verwendeten Werkzeuge gut sichtbar und die Räume sind oft übereinander im Etagensystem gebaut. Da Uplisziche in Sandstein gehauen ist, sind die Räume, die aufeinander gebaut sind, im Laufe der Zeit eingestürzt.

Die Eingangstore zur Stadt

Die Stadt hatte zwei Haupteingänge; einen großen im Norden und einen kleineren im Südwesten.
Einen weiteren Eingang gab es im Osten. Von dieser Seite kamen hauptsächlich früh morgens bei Sonnenaufgang die Pilgerer in die Stadt. Gleich am östlichen Eingang gibt es eine Höhle, die als Gebetsraum diente, mit einer Grube für die Opferbringung.

Eine weitere Möglichkeit, in die Stadt zu gelangen, war durch den geheimen Tunnel vom Fluss aus Süden her. Der Tunnel, mit seinen 3 Metern Durchmesser und 50 Metern Länge wurde benutzt, um Wasser aus dem Fluss zu holen, oder bei Belagerungen die Stadt heimlich zu verlassen.

Archäologische Ausgrabungen und Funde

Der Schweizer Frédéric Dubois de Montpéreux führte 1830 die erste wissenschaftliche Erkundung und Beschreibung der Höhlenstadt Uplisziche durch. Seitdem folgten mehrere archäologische Ausgrabungen in der Höhlenstadt, wobei Exponate aus der Zeit zwischen dem 4. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung bis in das 18. Jahrhundert nach Christus sichergestellt wurden. Neben Keramik und Metallgegenständen wurde auch Glas in verschiedenen Farben gefunden.

Die Funde aus der Antike sind hauptsächlich Töpfe aus Keramik mit unterschiedlichem Dekor und viele landwirtschaftliche Werkzeuge. Ein wichtiges Exponat aus dem 2. Jahrtausend ist die Figur einer Göttin mit Augen aus Obsidian. Weitere wichtige Funde sind die Figur eines stehenden Musikanten mit einer Maske, die Figur eines Stieres und andere Gegenstände aus dem 7. Jhd. v.u.Z.

Eine Vielfalt an archäologischen Funden stammt aus der hellenistischen Zeit (323 bis 30 v.Chr.)  Es handelt sich hierbei ebenfalls hauptsächlich um Keramik, aber sehr fein bearbeitet und oft mit Glasur überzogen, manche mit religiösen Motiven. Nennenswert ist unter anderem die Figur einer auf einem Felsen sitzenden Frau aus Keramik: die Figur lag in einer mit einem Tuch bedeckten Kiste, und das Tuch war mit 1.375 feinbearbeiteten Goldteilen geschmückt. Die Figur wurde in „Göttin Terrakotta“ benannt.

Außerdem wurden aus vorchristlicher Zeit Weinamphoren mit aramäischer Schrift, ein Schreibgriffel (Stilus) und viele andere Exponate gefunden.

Aus dem 1. Jahrhundert. n.Chr. wurden mehrere Gold- und Silber-Gegenstände wie Münzen, Knöpfe, Diademen usw. gefunden aber auch wieder viel Keramik und Glas.

Uplisziche und die Seidenstraße

Die Seidenstraße war nicht eine einzige Route, sondern es gab mehrere Wege, die je nach der politischen und Sicherheits-Lage gemieden oder bereist wurden. Eine dieser Routen verlief von Persien über Georgien zum Schwarzen Meer. Uplisziche lag auch auf dieser Strecke und hat seine Entwicklung zu einem Wirtschaftszentrum des Landes vor allem der Seidenstraße zu verdanken.

Das erklärt auch die zahlreichen Funde in Uplisziche, die aus weit von Georgien entfernten Ländern stammen.

Wasserversorgung in Uplisziche

Es gab drei Systeme, mit denen die Stadt mit Wasser versorgt wurde:

1. Keramische Leitungen
Es gab eine vier Kilometer lange keramische Wasserleitung aus dem naheliegenden Berg – Kvernaki. Abschnittsweise gab es Wasserreservoire, damit das Wasser sich sammeln und fortlaufend fließen konnte.

2. Regenwasser
Man hat auch Regenwasser in offenen Felsreservoirs in der Stadt gespeichert. Ein Teil dieser Becken sind noch gut zu sehen.

3. Der Tunnel
Eine zusätzliche Möglichkeit war, das Wasser aus dem Kura Fluss zu holen, der über den geheimen Tunnel mit der Stadt verbunden war.

Legenden über die Entstehung der Höhlenstadt

Laut einer Version der Erzählung hat Uplisziche einen biblischen Ursprung, bei dem „Uplos“, ein direkter Nachfahre Noahs, die Stadt gegründet und der Stadt seinen eigenen Namen gegeben hat.

Die Genealogie von „Uplos“ sieht wie folgt aus:

Noah – Jafet – Gomer (Targamos auf Georgisch) – Kartlos (Gründer von Georgien) – Mzchetos (Gründer von Mzcheta) und Uplos.

Eine andere Legende besagt, dass Sklaven die gesamte Ausschürfungsarbeit für die Höhlen der Stadt geleistet haben. Als Motivation gab man ihnen Meißel aus Edelmetall, deren Spitze aus Eisen war und versprach, ihnen die Freiheit und das Edelmetall ihres Werkzeuges zu schenken, sobald das Eisen von der Arbeit abgenutzt war.

Noch erhaltene und gut nachvollziehbare Räume:


1. Der Raum von Königin Tamara aus dem 2. Jhd.

2. Der Weinkeller rechts neben Tamaras Raum

3. Die Apotheke, links neben Tamaras Raum

4. Das Gefängnis (tiefe Grube kurz vor dem Eingang zu Tamaras Raum)

4. Amphitheater auf der äußeren westlichen Seite im Zentralteil, 2. Jahrhundert

5. Der heidnische Tempel aus vorchristlicher Zeit

6. Die Kirche auf der höchsten Stelle der Stadt, 10. Jahrhundert

Standort der Höhlenstadt

Uplisziche befindet sich 12 Kilometer östlich der Stadt Gori, in der Region Innerkartlien am linken Ufer des Flusses Kura.
Es gibt keinen öffentlichen Verkehr direkt zur Höhlenstadt, man kann aber mit dem Bus oder Zug nach Gori fahren und von dort aus ein Taxi nehmen.

Öffnungszeiten

Jeden Tag, auch am Montag 10 bis 19 Uhr. Preis: 15 GEL 

 

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