Gremi – Königlicher Sitz und ehemalige Hauptstadt Kachetiens Gremi war für ca. 150 Jahre die Hauptstadt der Region Kachetien und Sitz der Ostgeorgischen Könige. Die Stadt hat eine bedeutende Rolle für die Wirtschaft des Landes gespielt, denn durch Gremi verlief die Seidenstraße und hier gab es einen der größten Märkte des Landes, auf dem Händler aus Persien, China, sowie aus verschiedenen Ländern des Nahen Ostens zusammentrafen und Waren austauschten. Die erhaltenen Denkmäler von Gremi sind ein beliebtes Ausflugsziel in Kakhetien, von allem wegen der interessanten Lage, der außergewöhnlichen Architektur und der dominanten türkisblauen Farbe der Hauptkirche. Geschichte von Gremi Schon in der Bronzezeit gab es eine Siedlung auf dem Territorium von Gremi. Zum Königlichen Sitz und Hauptstadt Kachetiens wurde Gremi allerdings erst im 15. Jahrhundert. Mehrere Faktoren haben dazu geführt, dass zunächst Kachetien, eine von mehreren Regionen Georgiens, zum eigenständigen Königreich wurde und dass dann der König ausgerechnet Gremi zu seiner Hauptstadt machte. Im Jahre 1453 fällt Konstantinopel und Georgien verliert seinen wichtigen christlichen Alliierten Byzanz. Zu dieser Zeit regierte König Giorgi VIII. das vereinte Georgien und er versuchte eine neue Allianz weiter westlich in Europa zu finden. Dafür schickte er mehrere Botschafter zu Papst Pius II. sowie zum französischen König Karl VII. und seinem Sonn Ludwig XI., aber die Partnerschaft und Koalition blieb aus. Die Nachfolger von König Giorgi haben die Stadt weiter ausgebaut und in ein Wirtschafts- und Kulturzentrum Ostgeorgiens verwandelt. Leider war Gremi nur eine kurze Blütezeit vergönnt. Im Jahre 1616, nach Einfall des persischen Schahs Abbas I in Kachetien, wurde die ganze Region und deren Hauptstadt dem Erdboden gleichgemacht und ihre Bewohner nach Persien verschleppt. Gremi hat damit aufgehört, als eine Stadt zu existieren und aus der einst blühenden Regions-Hauptstadt ist eine kleine Ortschaft geworden. 2007 wurde Gremi auf die Tentativliste des UNESCO Welterbes aufgenommen. Baukomplex von Gremi Die Stadt war einst insgesamt 50 Hektar groß und bestand aus drei Stadtvierteln: I. Stadtteil: Erzengelviertel Erzengelkirche Die Erzengelkirche von Gremi wurde unter König Lewan I. (1518-1574) im 16. Jhd. erbaut. Die Kirche hat architektonisch eine Kreuzform mit einer schmalen, für die Region Kachetien charakteristischen Kuppel. Für die Bedachung der Gremi Kirche wurde glasierte Keramik in türkisblauer Farbe benutzt. Diese Farbe ist zwar ungewöhnlich für ein georgisches Sakralgebäude, aber sie gibt der Kirche eine ganz besondere Ausstrahlung. Die Entscheidung für eine türkisblaue Farbe ist auch mit dem zunehmenden persischen Einfluss in dieser Zeit zu erklären, der nicht nur an der Dachfarbe, sondern auch innerhalb der Kirche, in der Gestaltung von Innenraum und Aufbau der Fresken deutlich spürbar ist. Die Kirche hat drei Eingänge, aus Norden, Süden und der Haupteingang aus Westen. Die Kirche wurde nach dem Bau mit Fresken bemalt und im Unterschied zu fast allen georgische Kirchen, ist die Erzengelkirche vom Boden bis zum Dach bemalt. In der untersten Reihe sind Teppiche abgebildet und an den Seiten im Innenraum gibt es gepolsterte Sitzgelegenheiten. Wehr- bzw. Wohn- und Glockenturm von Gremi Wehrmauer Die Wehrmauer aus dem 16. Jhd. umgibt die Erzengelkirche sowie den Wehr- bzw. Wohnturm. Die Mauer ist auf eine Anhöhe mit schwierigem Gelände gebaut und hat einen relativ engen Eingang auf der nordwestlichen Seite. Die Mauer ist ca. 10 Meter hoch und hat zahlreiche Schiessscharten. An der südlichen Seite der Mauer gibt es einen geheimen Tunnel, der zum Fluss Intsoba führt. Auf der nordöstlichen Seite gibt es einen Weinkeller mit mehreren Amphoren und einer Weinpresse. Wenn notwendig, konnte das erste Viertel, gelegen sehr günstig am Zusammenfluss vom Bolia und Intsoba, unabhängig von den anderen Stadteilen existieren. II. Stadtteil: Königliches Viertel Das Königliche Viertel von Gremi liegt unterhalb des Erzengelviertels und besteht aus mehreren Gebäuden wie: der königlichen Residenz, dem königlichen Bad (gebaut aus Ziegelstein), einem achteckigen Turm und einem Brunnenhaus. Dieser Teil von Gremi ist am wenigsten erhalten und die Baudenkmäler hier konnten erst bei archäologischen Ausgabungen (1939-1949 und 1963-1967) identifiziert und später teilweise rekonstruiert werden. III. Stadtteil: Marktviertel von Gremi Der Marktplatz hatte die Form eines Vierecks und war von jeder Seite von Läden umgeben. Insgesamt gab es 30 Läden. Die Läden waren 10 bis 15 m² groß, jeder hatte eine Veranda und manche hatten zusätzlich einen Keller. Östlich der Läden gab es einen 80 Meter langen Karawanserei mit zahlreichem Zimmern und Lagerräumen. Das Marktviertel, wie allgemein die Stadt Gremi, war gut mit Wasser versorgt. Es gab mehrere keramische Leitungen aus dem Lopota See, die im 16. Jhd. verlegt wurden. Das Wasser aus den breiten Leitungen wurde zur Bewässerung genutzt und das Wasser aus den dünnen Leitungen fürs Waschen, Baden und zum Trinken. Museum von Gremi Auf dem Gelände von Gremi befinden sich 2 Museen. Zahlreiche lokale, persische und chinesische Exponate, die während der Ausgrabungsarbeiten gefunden wurde, sind im Hauptmuseum unterhalb der Erzengelkirche ausgestellt. |