Wanis Kwabebi

Wanis Kwabebi („die Höhlen von Wani“) ist ein weiteres Höhlenkloster mit mehr als 200 gut ausgebauten Höhlen, mehreren Kirchen, einer Wehrmauer und einem Tunnelsystem. Sie liegt in Südgeorgien unweit von Wardsia und seine Gründungsgeschichte geht ins 8. Jahrhundert zurück. Somit ist Wanis Kwabebi mehrere Jahrhunderte älter als die in der Nähe liegende, berühmte Höhlenstadt Wardsia.  

Die Besonderheit dieser Anlage, neben geschichtlichen und architektonischen Aspekten, ist das Gesetzbuch des Klosters (Typikon) vom Anfang des 13. Jahrhunderts, sowie die ältesten Handschriften des Nationalepos „Recke im Tigerfell“.

Der Name

Mit Kwabebi ist definitiv „Höhle“ gemeint, aber über die Herkunft von „Wani“ gibt es mehrere Erklärungen. Zwei davon lauten wie folgt:

1. Der Ort rund um das Kloster hieß Wahani, weshalb das Kloster später auch Wahanis Kwabebi, sprich die Höhlen von Wahani genannt wurden. Später hat man Wahani mit Wani abgekürzt. Tatsächlich ist das Kloster in vielen alten Quellen als „Wahanis Kwabebi“ bekannt.

2. Wani könnte auch die Abkürzung von Savanne sein.  Auf Georgisch ist mit „Savanne“ ein Ort des seelischen Friedens, der Entspannung und Gelassenheit gemeint und die Klöster früher wurden oft statt „Männer-„ oder „Nonnenkloster“, „Männer-“ und „Frauen-Savanne“ genannt.  

Allgemeine Info und früheres Alltagsleben von Wanis Kwabebi

Im 8. Jahrhundert begannen einige Mönche in Georgien, asketisch zu leben. Dafür wählten sie als Wohnort die Steppen von Dawit Garedscha oder gründeten neue Höhlenkloster. Wanis Kwabebi ist ein gutes Beispiel für die Verbreitung des asketischen Lebens unter den Mönchen in Georgien.

Bald nach der Klostergründung lebten ungefähr 70 Mönche hier und neue Mitglieder wurden nur nach einer langen Probezeit aufgenommen. Das Höhlenkloster hatte einen streng strukturierten Tagesablauf, wobei das Leben in Wanis Kwabebi, wie allgemein in Klöstern, aus beten und arbeiten bestand.

Das Kloster hatte eigene Ländereien und manche sind noch heute erhalten. Die Mönche leisteten harte physische Arbeit, aber manchmal mussten sie zusätzlich einheimische Bauern anheuern um die landwirtschaftlichen Aufgaben zu bewältigen. Dem Kloster wurde auch viel auf freiwilliger Basis gespendet, von Königen, Fürsten und einfachen Bauern. So konnte das Kloster nicht nur sich selbst ernähren, sondern auch anderen helfen.

Im Kloster wurden Manuskripte kopiert, Bücher entworfen und viel übersetzt. Die entstandenen Bücher wurden zwar gratis vergeben, aber für gewöhnlich spendeten man für das Kloster, wenn man ein Buch haben wollte oder wenn man die Mönche bat, einen Brief zu schreiben.  

Wanis Kwabebi hatte auch eigene Hausregeln, beispielsweise durften Frauen das Kloster nicht betreten. Auch wenn der Gast ein Mann war, wurde gefragt, bei wem er zu Gast war – beim Klostervorsteher oder bei einem Mönch – dementsprechend wurde er auch aufgenommen und betreut. Unabhängig von Stand und sozialer Schicht , durfte ein Gast sich maximal drei Tage im Kloster aufhalten.

Für Bettler und Arme hatte das Kloster jeden Tag speziell Mönche eingeteilt, die dafür sorgten, dass jeder, der für Essen oder Hilfe ins Kloster kam, auch etwas bekommen hat. Dabei durften die Hilfesuchenden allerdings das Gelände des Klosters nicht betreten, sondern wurden am Eingang des Klosters, in einem speziell eingerichteten Ort empfangen und bewirtet.

Im Gegensatz zu den meisten heutigen Klöstern, in denen jeder zumindest in die Kirche kommen darf, war das Kloster von Wanis Kwabebi eine relativ geschlossene Welt, mit eigenen strengen Hausregeln, die  im 13. Jhd. im Typikon (Klösterliches Gesetzbuch) ausführlich niedergeschrieben wurden.

Geschichte von Wanis Kwabebi

Das Höhlenkloster wurde im 8. Jhd. gegründet und sowohl die Höhlen, als auch Ruinen der Kirche aus dieser Zeit sind im Wanis Kwabebi noch erhalten.

Zwischen dem 9. und dem 11. Jhd. wurden weitere Wohnhöhlen, sowie eine Kirche in den Felsen geschlagen, die anschließend dem heiligen Georg geweiht wurde.

Wanis Kwabebi war bis 1191 das Familienkloster des Fürstengeschlechtes Gurgenidze und nach dem starken Erdbeben von 1089 wurde das gesamte Kloster auch von diesen Fürsten wiederaufgebaut.

Ab 1191 war das Kloster im Besitz der königlichen Familie und unter der Regierungszeit von Königin Tamara, vor allem zu Anfang des 13. Jahrhunderts, hat man großräumige Aufbauarbeiten in Wanis Kwabebi durchgeführt. In dieser Zeit wurde auch das bekannte Gesetzbuch des Klosters entworfen.

Zwischen 1256 und 1282 wurde das Eingangsportal der Georgskirche, sowie der Glockenturm und die kleine Basilika gebaut, aber ein weiteres Erdbeben im Jahre 1283 beschädigte das Kloster stark.

In der Regierungszeit von Giorgi V. im 14. Jhd. wurde Wanis Kwabebi restauriert und das Klosterleben hat weitere 200 Jahre geblüht, bis erst die Perser im Jahre 1551 und dann die Osmanen im Jahre 1576 einfielen und das Kloster plünderten.

In den folgenden fast 300 Jahren war das Gebiet von Wanis Kwabebi unter osmanischer Kontrolle, bis es 1829 nach dem Turko-Russischen Krieg wieder zurück an Georgien ging.
Das Kloster wurde allerdings erst 2010 wieder in Betrieb genommen. Seitdem wohnen hier permanent zwei bis drei Mönche.

Wichtig ist auch zu wissen, dass seit 2018 der Besuch von Wanis Kwabebi, wegen Steifallgefahr und späteren Rekonstruktionsarbeiten, nur begrenzt möglich ist (Stand 2020)

Interessante Angaben und Fakten  

Wanis Kwabebi besteht aus ca. 200 in den Felsen geschlagene Räumen, die auf 16 Stockwerke verteilt sind. Neben Wohnräumen gibt es hier Werkstätten für die Herstellung von Keramik, ein Weinkeller mit mehreren Amphoren, Geheimräume für den Belagerungsfall, ein gut ausgebautes Tunnelsystem, Räume für die Bestattung der Mönche und insgesamt 6 Kirchen. Außerdem verfügte das Kloster über ein gut funktionierendes Wasserversorgungsystem mit keramischen Leitungen und Wasserreservoiren.

In der kleinen Basilika, auf der westlichen Seite der Anlage, sind noch Fragmenten der Fresken aus dem 13. Jhd. erhalten.

Auf der obersten Etage des Klosters, in einer in den Felsen eingebauten Kirche, gibt es mehrere Gedichte und Inschriften aus dem 15. Jahrhundert. Bei diesen Inschriften handelt es sich um mehrere Strophen des Volksepos „Recke im Tigerfell“ und auch anderen Werken der georgischen lyrischen Poesie, die hier von adligen Frauen eingeritzt wurden, die sich im Kloster aufhalten mussten.

Durch die Gedichte und Inschriften erfährt man einerseits über das Bildungsniveau der damals lebenden Frauen, aber auch, dass speziell diese Frauen, die Autorinnen der Inschriften, mit ihrem Schicksal im Kloster haderten.


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