Schwefelbadviertel von Tbilissi Das Schwefelbadviertel von Tbilissi (Abanotubani auf Georgisch) ist das Herz der Hauptstadt, denn genau hier fängt die Geschichte von Tbilissi als Hauptstadt Georgiens an. Geschichte der Bäder in Tbilissi Der Legende nach hat König Wachtang Gorgasali, der Gründer Tbilissis, das erste Schwefelbad der Stadt erbaut, aber archäologische Ausgrabungen haben ergeben, dass die ersten Bäder in Tbilissi schon aus dem I. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung stammen. Das ist die Zeit, in der ein Teil Georgiens unter Römischer Besatzung war. Der arabische Geograph und Schriftsteller Ibn Hauqal aus dem X. Jhd. schreibt, dass es in Tbilissi ähnliche Bäder wie in Tiberias gab, deren Wasser ohne Feuer kocht. Bis zum Einfall des Persischen Schahs Agha Mohammed Khan im Jahr 1795, haben die Bäder den Bewohnern, sowie den Gästen Tbilissis treu gedient. Leider ist nach dem persischen Feldzug kaum etwas von den Bädern übriggeblieben, aber bald, noch vor Ende des XVIII. Jahrhunderts wurden die meisten Schwefelbäder, großenteils mit Hilfe der Familie Orbeliani, wiederaufgebaut. Schwefelbäder im Alltag Die Schwefelbäder waren nicht nur ein Badehaus, sondern viel mehr für die Bewohner der Hauptstadt und für ihre Gäste. Man konnte in den Bädern speisen, feiern und sogar übernachten. Händler, oder Bauern, die nicht viel Geld für eine Übernachtung im Karawanserei ausgeben wollten, haben oft ihre Waren in sichere Hände gegeben und selber die Nacht in den Bädern verbracht. Für Tbilissi war es sehr geläufig, dass man nach einer guten Feier (Supra auf Georgisch) ins Bad ging und dort gemütlich weiter feierte, Tee trank oder eine Ganzkörper-Massage machen ließ. Sprich, die Bäder waren eine Art mittelalterliches Spa-Zentrum in Tbilissi. Für Frauen waren die Schwefelbäder ein ganz besonderer Ort. Sie nutzten die Bäder als ein Ort zum Ausgehen, an dem sie ihre neusten Kleider und Schmuck zur Schau trugen. Hier konnten die Damen den ganzen Tag Tee trinken, speisen und viel tratschen. Masseur der besonderen Art (Meqise) Eine ganz besondere Rolle in den Bädern hat der Meqise (Masseur) gespielt. Dieser hat die Kunden zunächst mit einem speziellen Waschlappen-Handschuh (Qisa auf Georgisch – daher kommt die Bezeichnung Meqise, sprich: derjenige der Qisa für seine Arbeit verwendet) ordentlich abgeschrubbt. Anschließend hat der Meqise seine Kunden mit Händen und Füßen vom Kopf bis zu den Zehen massiert. Architektur der Schwefelbäder Im späteren Mittelalter war Georgien großenteils unter persischer Besatzung und der persische Einfluss ist bis heutzutage an vielen architektonischen Bauten, vor allem im Bäderviertel sehr deutlich zu sehen. Die Bäder bestehen hauptsächlich aus 2 Räumen – Umkleideraum (Vorraum) und das Bad. Wie sehen die Schwefelbäder von Tbilissi heute aus Die Architektur der Bäder hat sich nicht geändert, die sind immer noch halb unterirdisch, mit einer im Zentrum offener Kuppel. Das Wasser im Schwefelbad Das Schwefelwasser im Bad ist ca. 38 Grad warm und riecht nach faulen Eiern (Schwefel ist an sich geruchlos, aber weil er sich mit Wasserstoff verbindet, entsteht Schwefelwasserstoff – und der stinkt nach faulen Eiern) Standort, Öffnungszeiten, Preise und kleine Tipps Die Bäder befinden sich im Abanotubani (Schwefelbadviertel auf Deutsch) und die meisten Bäder haben bis 1 Uhr morgens auf. Die Räume (Zimmer) im Bad werden separat reserviert und unabhängig von der Größe der Räume kommen keine fremden Personen rein. Eine Massage ist nicht im Preis inbegriffen, aber wenn man sie bestellt, bekommt man nicht die klassische Variante, sondern eher eine Vollkörperwäsche mit einem sehr speziellen Badeschwamm. Das letzte öffentliche Becken (Orbelianis Bad, oder Chreli Abano) wurde im Jahr 2019 rekonstruiert und in private Einzelräume geteilt. Seitdem gibt es kein öffentliches Schwefelbad mehr im Abanotubani. Welches Bad man nimmt ist eine Frage des Preises, aber zu empfehlen sind unter anderem das Bad Nummer 5, sowie das Königliche Bad gleich nebenan, in beide Bäder gibt es mehrere Privaträume mit unterschiedlicher Größe und Ausstattung. Auf Folgende Reise besuchen Sie das Schwefelbadviertel |